Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni: Mehr als 150 Millionen Kinder weltweit arbeiten – Corona verstärkt das Problem

Mbalu aus Sierra Leone ist Kinderarbeiterin Christoph Püschner | Brot für die Welt

Schwerin | 11. Juni 2020. Jedes Kind hat das Recht auf Freiheit, Sicherheit und Bildung. Die Realität sieht anders aus. Mehr als 150 Millionen Jungen und Mädchen weltweit müssen arbeiten, um sich und ihre Familien zu ernähren. Aktuell wirken sich die Folgen der Corona-Pandemie verheerend auf diese Kinder aus: Projekte zur Eindämmung von Kinderarbeit werden behindert, Schulspeisungen entfallen, (Arbeits-)Märkte brechen zusammen.

Mbalu bekommt Schulmaterialien überreicht

Fotos: Brot für die Welt | Christoph Püschner

Schon vor der globalen Krise führten Millionen Jungen und Mädchen ein rechtloses Leben ohne Aussicht auf eine sichere Zukunft. Am weitesten verbreitet ist Kinderarbeit in Afrika mit 72 Millionen arbeitenden Kindern und in Asien mit 62 Millionen. Zwei Drittel dieser Kinder arbeiten in der Landwirtschaft. Jedes sechste Kind ist im Dienstleistungsbereich tätig und verkauft beispielsweise Zigaretten, putzt Schuhe oder sammelt Müll. Etwa jedes zehnte Kind schuftet oft unter Gefährdung von Leben und Gesundheit in der Industrie, in Goldminen oder Textilfabriken. 48 Prozent von ihnen sind jünger als 12 Jahre.

Mbalu ist ein achtjähriges Mädchen aus Sierra Leone. Mit drei Jahren wurde sie zur Ebola-Weise. Seither lebt sie bei ihrer Großmutter in ärmlichen Verhältnissen. Morgens holt Mbalu Wasser in schweren Krügen vom Dorfbrunnen und trägt Feuerholz heran. Mittags kocht sie das Essen und nachmittags verkauft sie als Kinderarbeiterin Tabak und Zigaretten. Nach dieser Arbeit muss sie sich um die Hausarbeit kümmern.

Mehr als die Hälfte aller Kinder in Sierra Leone gehen einer Beschäftigung nach. Damit hat das Land den dritthöchsten Anteil arbeitender Kinder weltweit. Brot für die Welt unterstützt Projekte, die Kindern und Familien helfen, den Teufelskreis aus fehlender Schulbildung und nicht existenzsicherndem Einkommen zu durchbrechen. Mit der Partnerorganisation Siera Grass-roots Agency (SIGA) engagiert sich Brot für die Welt dafür, dass diese Kinder in die Schule gehen können und Aussicht auf eine Zukunft haben. Seitdem Mbalu in die Schule geht, ist die Schwere aus ihrem Blick gewichen, sie hat Freundinnen gefunden und Ziele im Leben: „Wenn ich groß bin, möchte ich Ärztin werden und den Menschen helfen.“ SIGA unterstützt die Großeltern dabei, das Einkommen zu erhöhen, damit Mbalu nicht mehr arbeiten muss. Sie hoffen auf einen kleinen Kiosk neben ihrem Haus, dann müsste das Mädchen nicht mehr losziehen, um die Sachen zu verkaufen.

Die zunehmende Verbreitung des Corona-Virus hat die Situation verschlimmert. Schulen wurden geschlossen und so können Kinder wie Mbalu nicht mehr lernen, sondern müssen wieder arbeiten gehen. SIGA versucht, die Projektarbeit mit eingeschränkten Mitteln aufrechtzuerhalten und die Menschen bei der Ernte und Weiterverarbeitung ihrer Produkte zu unterstützen.

„In den letzten Monaten durften wir erfahren, wie weit gesellschaftlicher Zusammenhalt tragen kann. Diese Solidarität ist über die Grenzen Europas hinaus wichtig und dringend notwendig. Die Schwächsten im globalen Süden sind von der Pandemie weitaus stärker bedroht, insbesondere Kinder, die keine Chance auf eine Perspektive im Leben haben, solange sie für den Lebensunterhalt arbeiten müssen und nicht zur Schule gehen dürfen. Kindern eine lebenswerte Zukunft zu eröffnen, ist eine Aufforderung an alle,“ sagt Landespastor für Diakonie Paul Philipps.

Spenden an Brot für die Welt helfen, um die unmittelbare Not zu lindern und etwa Schulbesuche und Schulspeisungen zu finanzieren. Um Kinderarbeit perspektivisch einzuschränken und die Rechte dieser und Millionen anderer arbeitender Kinder auf Bildung durchzusetzen, müssen die Eltern mehr Lohn für ihre Arbeit erhalten und es muss Unterstützungen für elternlose Kinder und Jugendliche geben. Fairer Handel und ein Lieferkettengesetz setzen hier an: Unternehmen müssen dazu verpflichtet werden, ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten gerecht zu werden und den Import von Produkten aus Kinderarbeit zu verbieten. Noch immer gibt es in Deutschland ein solches Gesetz nicht.

Die Vereinten Nationen wollen bis zum Jahr 2025 jede Form von Kinderarbeit beenden. 2020 muss vor allem verhindert werden, dass die Corona-Pandemie zu Kinderarbeit ungeahnten Ausmaßes als Folge der weltweiten Shutdowns führt.

Mehr Informationen:

https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/kinderarbeit/

https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/corona/

Bereits für eine Spende von 65 Euro bekommt ein Kind in Sierra Leone Schulmaterialien (Uniform, Tasche, Hefte, Stifte etc.). Mit einer Spende tragen Sie dazu bei, die Welt gerechter und menschenwürdiger zu gestalten:

Brot für die Welt, Bank für Kirche und Diakonie,
IBAN: DE10 1006 1006 0500 5005 00, BIC: GENODED1KDB.

Das Diakonische Werk Mecklenburg-Vorpommern e. V. (Landesverband) ist Ansprechpartner für die Arbeit von BROT FÜR DIE WELT in Mecklenburg-Vorpommern. Die Diakonie in M-V Diakonisches Werk Mecklenburg-Vorpommern e. V. ist mit über 15.100 hauptamtlichen und über 2.200 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen in rund 1.000 gemeinnützigen Einrichtungen und Diensten einer der größten Wohlfahrtsverbände in Mecklenburg-Vorpommern. Das Betätigungsfeld reicht u. a. von der Kinder- und Jugendhilfe, der Familien- und Altenhilfe über vielfältige Beratungs- und Behandlungsangebote, der Gefährdetenhilfe und Behindertenhilfe bis hin zu den Freiwilligendiensten und der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Das Diakonische Werk Mecklenburg-Vorpommern e. V. ist ein rechtlich selbstständiges Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).