Bugenhagen-Werkstatt baut erstmals Strandkorb für Rollstuhlfahrer

Ein Mann und eine Frau sitzen mit Sonnebrille im Sonnenscheinin einem Strandkorb. Der Mann sitzt in einem elektrischen Rollstuhl, der in den Strandkorb passt, weil er die Sitzbank eine Aussparung hat. Beide trinken eine Brause mit StrohhalmBugenhagenwerktstatt

Das Evangelische Diakoniewerk Bethanien Ducherow baut erstmals einen Strandkorb für Rollstuhlfahrer. Der Strandkorb wird in der Bugenhagen-Werkstatt für Menschen mit Behinderung auf der Insel Usedom produziert. „Es ist ein Produkt von Menschen mit Behinderung für Menschen mit Behinderung“, sagt der Vorsteher des Diakoniewerkes, Pastor Kai Becker. „Das ist für uns gelebte Inklusion und aktive Teilhabe am Arbeitsleben. Unser Strandkorb ist Inklusion mitten im Leben, im Urlaub, wo das Leben tobt.“
Das Diakoniewerk Bethanien Ducherow legt großen Wert darauf, dass jeder Produktionsschritt - von der Näherei über die Tischlerei, Metallbearbeitung, Flechterei bis hin zur Korbmontage - in den eigenen Werkstätten für Menschen mit Behinderung stattfindet. Rund 100 Arbeitsstunden dauert es, bis ein Strandkorb fertig ist. „Diese Arbeiten sind anspruchsvoll“, sagt Vorsteher Kai Becker. „Für unsere Beschäftigten mit ihren ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen leisten sie einen wichtigen Beitrag, ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu erhalten und weiterzuentwickeln.“

In der Bugenhagen-Werkstatt in Heringsdorf werden seit vielen Jahren Strandkörbe produziert. Rund 250 Stück verlassen jährlich die Produktion. Die Produktpalette zu erweitern, geschah auf Nachfrage von Strandkorbvermietern. Auch für Menschen im Rollstuhl und ihre Begleitung soll ein entspannter Tag am Strand möglich sein. Dafür braucht es barrierefreie Strandkörbe. Bisherige Modelle für Rollstuhlfahrer sind oft unhandlich und könnten nur mit schwerer Technik an den Strand geschleppt werden. Das Modell der Bugenhagen-Werkstatt ist deutlich leichter, kann mit der Sonnen- und Windrichtung gedreht werden und bietet auch Platz für größere motorisierte Rollstühle.
Den Praxistest haben die Mitarbeitenden des Diakoniewerkes Bethanien Ducherow natürlich selbst gemacht. „Unsere Beschäftigten, die im Rollstuhl sitzen, haben als Experten in eigener Sache den Strandkorb getestet“, sagt Vorsteher Kai Becker. Sie gaben wichtigen Hinweise und Anregungen, wie der Strandkorb besser an die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern angepasst werden könne.


Hintergrund: Geschichte Diakoniewerk Bethanien Ducherow
Wilhelm Quistorp, ein junger Greifswalder Theologe, gründet 1865 in Ducherow das Waisenhaus „Bugenhagenstift“, das zwei Jahre später zu einer Schule mit Internatsbetrieb ausgebaut wird. Im Verlauf der Jahre wird das Bugenhagenstift u.a. von Diakonissen des Mutterhauses Bethanien in Stettin weiterentwickelt wurde. Ab 1961 beginnt die Arbeit mit geistig und körperlich mehrfach behinderten Kindern in Ducherow. 1980 entsteht aus dem Bugenhagenstift und der Diakonissenanstalt Bethanien das Evangelische Diakoniewerk Bethanien Ducherow. 1991 wird die Bugenhagen-Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) gegründet und umfasst heute Arbeitsbereiche an vier Standorten für 308 Beschäftigte.